Kappung

Aug 1, 2022 | Baumpflege

Schon in der ZTV-Baumpflege steht die Definition einer Kappung als:

Umfangreiches, baumzerstörendes Absetzen der Krone ohne Schneiden auf Zugast und ohne Rücksicht auf Habitus und physiologische Erfordernisse“.

Kappungen sind also Schnitte, womit die gesamte Krone, einzelne Kronenteile oder einzelne Äste stark eingekürzt werden.

Verbleiben dabei Stummel ist deren Versorgung nicht mehr gesichert. Dennoch sieht man immer wieder gekappte Bäume. Manchmal ist es die Annahme, dass ein einmaliger starker Rückschnitt in Zukunft weniger Pflegeaufwand und Pflegekosten bedeutet.

Ein Argument was man in diesem Zusammenhang auch oft hört ist, dass der Baum zu groß ist und durch die vielen Blätter alles verdunkelt. Verliert der Baum aber durch Kappungen alle oder viele Blätter kann er schwer oder gar keine Photosynthese betreiben.

Physiologisches Gleichgewicht

Bei jedem Baum besteht ein physiologisches Gleichgewicht zwischen Krone und Wurzel. 

Einfach erklärt heißt das, dass die Wurzeln über das Splintholz (Wasserleitungsbahnen) die Krone mit Wasser und Nährstoffen versorgt, und die Krone die Wurzeln über das Bast (Nährstoffleitungen), mit den durch die Photosynthese entstandenen Stoffe wie Zucker und Stärke (Assimilate) versorgt.

Wenn nun also durch Kappungen wesentliche Teile der Krone entfernt werden, hat das Auswirkungen auf die Wurzeln des Baumes, da das Versorgungsgleichgewicht des Baumes erheblich gestört wird.

Im Klartext heißt das, dass Teile der Wurzeln absterben und sich im Wurzelbereich holzzersetzende Pilze ansiedeln können. Langfristig kann das bedeuten, das die Fäule sich im Wurzelbereich ausbreitet und das Auswirkungen auf die Standfestigkeit des Baumes hat.

Dasselbe gilt auch in umgekehrter Reihenfolge:

Entfernt man z.B. auf Baustellen einfach Wurzeln eines Baumes im Zuge von Tiefbaumaßnahmen, hat das ähnliche Folgen. Teile der Krone werden langfristig absterben, da das Versorgungsgleichgewicht des Baumes gestört wird.

Desweiteren können sich bei Kappungen holzzersetzende Pilze an den Schnittstellen ansiedeln. Befallen Sie das Kernholz des Baumes, kann der Baum die Verletzungen nicht abschotten oder verschließen. 

Der Baum wird nach der Kappung, durch zahlreiche senkrecht wachsende, miteinander konkurrierenden Ständer versuchen die fehlende Blattmasse wieder auszugleichen. Diese Reiterate entstehen aus dem verletzten Kambium. Weil sie nicht mit dem Kernholz verbunden sind, sind sie statisch auch nicht so belastbar. Ehemals gekappte Bäume müssen regelmäßig wieder zurückgeschnitten werden, da sonst die Reiterate zu stark bruchgefährdeten Ästen/Stämmlingen heranwachsen.

Die gesamte Tragweite der Kappungen wird dem Ausführenden oft nicht sofort klar, da sich die Auswirkungen am Baum und Baumumfeld erst sehr viel später zeigen.

Gekappte Bäume sind bald schwierige Pflegefälle die ständig nachbehandelt werden müssen, damit die Verkehrssicherheit des Baumes weiterhin gewährleistet ist.

Durch eine fachgerechte Baumpflege sollen insbesondere Kappungen vermieden werden und langfristig der Baumerhalt am jeweiligen Standort erreicht werden.